Clementine Gasser

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fragment

Für zwei Schauspieler und einen Cellisten

Von Bogusław Schaeffer (PL)


Theaterkonzert, Konzerttheater

Ich mag es, eine komische und beunruhigende Welt vorzustellen.
In ihr sehe ich mich, Dich, die anderen – alle: ohne Ausnahme... (Schaeffer)

Drei Pulte, drei Partituren, drei Stühle, drei leicht 'Verrückte': Ein Spiel mit Logik, Unlogik, Abstraktionen, Verdichtungen. Das FRAGMENT für zwei Schauspieler und einen Cellisten des zeitgenössischen polnischen Komponisten Bogusław Schaeffer ist ein frühes radikales Beispiel für Instrumentaltheater und hat die Kunst selbst zum Thema.

Der musikalisch offenen Form ist dieses teilweise experimentell zu behandelnde Stück entlehnt, dessen Essenz aus meist kurzen Dialogen besteht. Der Schauspieler und die Schauspielerin, die sich jeden Abschnitt mit einem neuen, alphabetisch fortschreitenden Namen anreden, führen fortwährend thematisch wechselnde Gespräche, die teils unerwartet, teils poetisch-philosophisch und teils witzig enden. Trotz der reduzierten Kommunikation, die oft von Verständnislosigkeit und Gleichgültigkeit geprägt ist – oder vielleicht gerade deswegen – blitzt ein hohes Maß an vielfältiger und metaphorischer Tiefgründigkeit hervor. Die lyrischen bis grotesken Intermezzi der Cellistin als durch ihr Instrument sprechende Akteurin erweitern den Konzertbegriff zum Theater, sowie umgekehrt die Schauspieler eine musikalische Partitur umsetzen.


 
     Susanna Tabaka-Pillhofer
Regie, Schauspiel
Jan Tabaka

Schauspiel
Clementine Gasser
Violoncello
Ole Georg Graf
Licht

Eine Theater Tanto Produktion


Foto © Daniel Kundi

 

 

Aufführungen:
►  Première: 09. Mai 2010, Klangforum Wien, Diehlgasse 51, 1050 Wien (A)
►  Weitere Aufführungen: 10., 11. Mai 2010
 

[...] Bogusław Schaeffer, 1929 in Lemberg geboren, galt in seiner Heimat als 'Vater der neuen Musik Polens'. Er schätzt den Stilpluralismus und meint, jede Komposition solle ein Abenteuer sein und ein kleines Geheimnis in sich bergen. Das Abenteuer bleibt evident, wo interpretatorische Freiheiten herrschen. FRAGMENT existiert in mehreren Versionen und hat daher verschiedene Entstehungsdaten. Das Aufgeführte kann instrumental solistisch verschieden besetzt werden: Violine, Violoncello, Klarinette, Saxophon, auch Akkordeon. Die Sprache hat (einschließlich gestischer Elemente) dominante Funktion. Der Titel deutet den Ablauf des Stückes an. Es wird insgesamt vieles angeschnitten oder begonnen, aber nicht alles zu Ende geführt.
 
Die zwei mitwirkenden Schauspieler – ein Mann und eine Frau – unterhalten sich miteinander über diverse mehr oder weniger grundsätzliche Probleme. Man redet unter Umständen auch aneinander vorbei. Das Violoncello versucht musikalisch immer wieder, auf sich aufmerksam zu machen. Die Spielende wird daher mitunter in den Dialog einbezogen, aber auch wieder völlig beiseite gelassen. Eine pointierte Interpretation macht das Stück amüsant. Es ließe sich in die Nähe des 'instrumentalen Theaters' rücken, das in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts seine Blütezeit hatte (zum Beispiel 'Match' von Mauricio Kagel für zwei gegeneinander anspielende Cellisten und einen Schlagwerker als Schiedsrichter).
Programmbeschreibung von Lothar Knessl
(Auszüge)


Aufführung beim Festival brücken10 Brücken in die Gegenwart in Kooperation mit dem Kunsthaus Mürz
►  19. Juni 2010, Pillhofer-Skulpturenhalle, 8692 Neuberg an der Mürz (A)